Florian Loder und Michael Sentef vom Zentrum für
Elektronische Korrelationen und Magnetismus zählen zu den 550
Nachwuchswissenschaftlern aus der ganzen Welt, die zur 58.
Nobelpreisträgertagung nach Lindau eingeladen sind.
Wenn in knapp drei Wochen am Bodensee 550 herausragende
Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus 66 Ländern
25 Nobelpreisträger der Physik persönlich erleben werden, dann werden
unter ihnen auch zwei junge Physiker aus dem Zentrum für Elektronische
Korrelationen und Magnetismus (EKM) der Universität Augsburg sein: Florian
Loder, Doktorand am Lehrstuhl für Experimentalphysik VI (Prof. Dr. Jochen
Mannhart), und sein Kollege Michael Sentef, der am Lehrstuhl für
Theoretische Physik III (Prof. Dr. Dieter Vollhardt) promoviert, haben sich
erfolgreich um die Einladung zur 58. Tagung der Nobelpreisträger beworben,
die vom 29. Juni bis zum 4. Juli in Lindau stattfinden wird.
"Sich auf eine mehrtägige persönliche Begegnung mit gut zwei
Duzend der weltweit berühmtesten Wissenschaftler des eigenen Faches freuen
zu dürfen, und dies in einem Ambiente wie dieser berühmten Lindauer
Tagung - das stellt schon alles, was man bislang in seiner eigenen
wissenschaftlichen Laufbahn erlebt hat, ein wenig in den Schatten", gesteht
Loder, und Sentef ergänzt: "Wenn man zu den 550 Nachwuchsleuten aus der
ganzen Welt zählt, die das strenge Auswahlverfahren der
Nobelpreisträgertagung bestanden haben und nach Lindau eingeladen sind,
empfindet man fraglos natürlich auch einen gewissen Stolz und fühlt
sich bestätigt."
Science Education im Interesse nachhaltiger Physik
Wie die Veranstalter ankündigen, wird sich durch das diesjährige
Lindauer Nobelpreisträgertreffen, das unter dem Titel "Nachhaltige Physik"
steht, die Frage nach den wesentlichen Anforderungen der Ausbildung zum Forscher
und nach den optimalen Voraussetzungen für den Erfolg von Wissenschaftlern
als roter Faden ziehen. Nicht nur in den Vorträgen werde "Science
Education" ein zentrales Thema sein, sondern vor allem in zahlreichen
Gesprächen zwischen den Laureaten und dem wissenschaftlichen Nachwuchs.
"Denn im Zeichen der Globalisierung wächst die Verantwortung von
Wissenschaftlern für eine nachhaltige Entwicklung unserer Welt, und die
Begegnungen des Lindauer Treffens sollen dabei wie Stabsübergaben in einem
generationsübergreifenden Staffellauf für die Zukunft der Menschheit
wirken", betont das Organisationskomitee.
Sieben Nobelpreisträger aus den letzten sechs Jahren
Die Spanne der an der 58. Lindauer Nobelpreisträger-Treffens teilnehmenden
Laureaten reicht von Donald Glaser, dem Physik-Nobelpreisträger des Jahres
1960, der für seine Erfindung der Blasenkammer zum Nachweis von
Elementarteilchen ausgezeichnet wurde, bis zum letztjährigen
Preisträger Peter Grünberg, ohne dessen Entdeckung des
Riesenmagnetowiderstandes es die leistungsfähigen Speichermedien der
Gegenwart nicht gäbe. An zusätzlicher Attraktivität gewinnt das
diesjährige Treffen nicht zuletzt durch seine Aktualität: Sieben der
25 teilnehmenden Nobelpreisträger haben die Auszeichnung erst während
der vergangenen sechs Jahre erhalten.
Vier große Themenfelder
Die übergreifenden Themenfelder, auf die sich der Austausch zwischen den
Nobelpreisträgern und den eingeladenen Nachwuchsphysikern konzentrieren
wird, sind der "Klimawandel als Herausforderung", "Perspektiven der Astrophysik"
und "Praktische Folgen der Quantenphysik". In einem vierten großen
Themenbereich, der mit "Präzision aus Leidenschaft" überschrieben ist,
wird u. a. Theodor Haensch, Physik-Nobelpreisträger des Jahres 2005, seine
Forschungsarbeiten zum Betreiben eines Quantenlabors auf einem einzigen
Mikrochip vorstellen, eine Erfindung, die auch als Baustein für
Quantencomputer dienen könnte. Welche unvorstellbar kleinen Zeiten und
Längen - bis tief hinein in den atomaren Bereich - heute mit Hilfe
hochpräziser Laser gemessen werden, wird Nicolaas Bloembergen (Nobelpreis
1981) in seinem Übersichtsvortrag aufzeigen. Und John Hall (Nobelpreis
2005) wird schließlich die Frage thematisieren, wo die Grenzen der
Messbarkeit liegen - und ob Ultrapräzionslaser eines Tages sogar
Naturkonstanten als zeitabhängige Variablen entlarven könnten.
Die beiden Augsburger Teilnehmer Loder und Sentef forschen beide in
Arbeitsgruppen des Zentrums für Elektronische Korrelationen und Magnetismus
am Institut für Physik der Universität Augsburg.
Zur Person: Florian Loder
Florian Loder hat sein Studium an der ETH Zürich 2004 in theoretischer
Physik mit Schwerpunk Festkörperphysik mit einer Diplomarbeit über
Spin-Bahn-Wechselwirkungseffekte in unkonventionellen Supraleitern
abgeschlossen. Nach einem weiteren halben Jahr an der ETH, in dem er die Arbeit
am Thema seiner Diplomarbeit weiterführte, wechselte er im September 2005
ans Institut für Physik der Universität Augsburg. Hier arbeitet er
seither am Lehrstuhl für Experimentalphysik VI/EKM (Prof. Dr. Jochen
Mannhart) in der Theoriegruppe von Prof. Dr. Thilo Kopp an seiner Dissertation.
Das Projekt, in das Loders Forschungen eingebunden sind, hat zum Ziel, das
spezielle Verhalten sogenannter Superconducting Quantum Interference Devices
(SQUIDs) zu verstehen. Diese am Lehrstuhl Mannhart aus dem
Hochtenperatur-Supraleiter YBaCuO gebauten SQUIDs haben in Experimenten
unerwartete und bislang unerklärte Resultate erbracht. Erste
weiterführende Erkenntnisse wurden im Dezember vorigen Jahres bereits in
"Nature Physics" veröffentlicht (siehe
http://idw-online.de/pages/de/news247209). "Simulationen von mesoskopischen
supraleitenden Systemen werden auch weiterhin im Hauptfokus meiner Interessen
stehen, da diese entscheidend für die Konstruktion einer supraleitender
Elektronik sind und unsere Erkenntnisse zu deren Verständnis beitragen," so
Florian Loder.
Zur Person: Michael Sentef
Gefördert von Promotionsstipendien der Studienstiftung des Deutschen Volkes
und nach dem Bayerischen Eliteförderungsgesetz, arbeitet Michael Sentef
seit rund eineinhalb Jahren als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Augsburger
Lehrstuhl für Theoretische Physik III/EKM (Prof. Dr. Dieter Vollhardt) in
der Gruppe von Prof. Dr. Arno Kampf an seiner Dissertation über
Isolator-Isolator-Übergänge, Supraleitung und
Grenzflächenphänomene in stark korrelierten Elektronensystemen. Sein
2001 an der Universität Augsburg begonnenes Physik- und Mathematikstudium,
das über drei Jahre hinweg ebenfalls bereits von der Studienstiftung des
deutschen Volkes unterstützt wurde, hat Sentef hier 2006 mit dem
Physik-Diplom und einer Arbeit über Spintransport in magnetischen
Isolatoren abgeschlossen. Im Projekt "Elektronische Eigenschaften in der
Nähe von korrelationsinduzierten Phasenübergängen" des Augsburger
Sonderforschungsbereichs 484 beschäftigt sich Sentef seit Herbst 2006 mit
der Kooperation vieler Teilchen im Festkörper. "Den engen Bezug zwischen
Grundlagenforschung und nützlichen Anwendungen finde ich sehr reizvoll",
sagt Sentef. Besonders freut er sich daher darauf, den deutschen
Nobelpreisträger des Jahres 2007, Peter Grünberg, in Lindau
kennenzulernen. "Grünberg hat mit der Erforschung des
Riesenmagnetwiderstandes einen elektronischen Vielteilcheneffekt entdeckt und
zugleich der Entwicklung von MP3-Spielern den Weg geebnet."