Physiker am Augsburger EKM weisen nach, dass die
Magnetfeldperiode für Supraleiter h/e beträgt und damit doppelt so
groß ist, wie bisher angenommen.
Die Elektronen in einem Atom bewegen sich nach den Gesetzen der
Quantenmechanik in sogenannten Orbitalen, die 100 Millionen mal kleiner sind als
eine Münze. Ganz ähnlich bewegen sich auch in Metallringen die
Elektronen in Orbitalen, die sich allerdings über den gesamten Ring
erstrecken können. Gemeinsam mit einem Gastwissenschaftler aus Moskau haben
Augsburger Physiker am Zentrum für Elektronische Korrelationen und
Magnetismus (EKM) solche Ringorbitale untersucht. Die Ergebnisse dieser
Untersuchungen, die jetzt in der aktuellen Ausgabe des Journals "Nature Physics"
veröffentlicht wurden, sind überraschend: Sie widersprechen der
etablierten Lehrmeinung, wonach die Magnetfeldperiode in Supraleitern h/2e sei,
nachdem die Ladung der stromtragenden Elektronenpaare 2e beträgt. Wie die
Augsburger Forschergruppe entdeckte, ist die Magnetfeldperiode mit h/e doppelt
so groß wie bislang angenommen. Für zahlreiche elektronische
Anwendungen ist dies von hoher Relevanz. Die Berechnung der genannten Orbitale
gelang den Augsburger Physikern mit einem eigens entwickelten Computerprogramm,
durch das zudem die faszinierende Schönheit dieser elektronischen
Strukturen offenbart wurde (siehe Abbildungen auf
http://www.physik.uni-augsburg.de/exp6/research/theory/ringorbitals/ringorbitals_d.shtml)
In supraleitenden Metallen kann der Strom in Ringen verlustfrei kreisen. Der
Stromfluss, der durch die Elektronen in den Ringorbitalen getragen wird, kann
durch ein Magnetfeld gesteuert werden, das den leeren Innenraum des Rings
durchdringt. Das Magnetfeld verändert dabei die Orbitale in so raffinierter
Weise, dass sich mit wachsendem Magnetfeld die Stromrichtung immer wieder
umdreht. Die Periodizität dieser Oszillation wird durch zwei fundamentale
Naturkonstanten bestimmt: durch das Planck'sche Wirkungsquantum h und durch die
Elementarladung e. Mit der vor fünfzig Jahren entwickelten Theorie der
Supraleitung hatte sich die Überzeugung etabliert, dass für
Supraleiter die Magnetfeldperiode h/2e sei, da der Strom von Elektronenpaaren
getragen wird und die Ladung dieser Paare 2e beträgt.
Die Physiker in Augsburg entdeckten jedoch, dass die Magnetfeldperiode in der
Regel h/e ist, obwohl die Elektronen im Supraleiter gepaart sind. Damit ist
diese Konstante also doppelt so groß, wie man jahrzehntelang zu wissen
glaubte. Dies gilt auch für die Hochtemperatursupraleiter, für deren
Entdeckung 1987 der Physik-Nobelpreis vergeben wurde. Da kleine supraleitende
Ringe häufig in supraleitender Elektronik integriert sind, ist diese
Entdeckung für elektronische Anwendungen relevant, zum Beispiel für
schnelle Schalter in der Datenverarbeitung oder für supraleitende Qubits,
die als elementare Bausteine einmal für Quanten-Computer eingesetzt werden
sollen.
Die von den Physikern Florian Loder, Arno Kampf, Thilo Kopp, Jochen Mannhart,
Christof Schneider und Yuri Barash in Nature Physics 4, 112 (2008) publizierten
Forschungsergebnisse entstanden im Augsburger Sonderforschungsbereich
"Kooperative Phänomene im Festkörper:
Metall-Isolator-Übergänge und Ordnung mikroskopischer Freiheitsgrade"
(SFB 484) der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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Originalbeitrag:
"Magnetic flux periodicity of h/e in superconducting loops", F. Loder, A. P.
Kampf, T. Kopp, J. Mannhart, C. W. Schneider, and Y. S. Barash, Nature Physics
4, 112 (2008). (doi:10.1038/nphys813)
http://www.nature.com/nphys/journal/v4/n2/abs/nphys813.html
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Die Bilder zu dieser Pressemitteilung auf
http://www.physik.uni-augsburg.de/exp6/research/theory/ringorbitals/ringorbitals_d.shtml
und http://idw-online.de/pages/de/news247209 zeigen Elektronenorbitale in
quadratisch geformten Ringen. Diese Ringorbitale entsprechen den aus der
Atomphysik bekannten Orbitalen, sind allerdings 1000 mal größer und
wesentlich komplexer.
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Kontakt und weitere Informationen:
Prof. Dr. Thilo Kopp & Prof. Dr. Arno P. Kampf
Zentrum für Elektronische Korrelationen und Magnetismus
Universität Augsburg
D-86135 Augsburg
Telefon 0821/598-3676 oder -3702
thilo.kopp@physik.uni-augsburg.de
arno.kampf@physik.uni-augsburg.de
zum EKM:
http://www.physik.uni-augsburg.de/exp5/ekm/ekm.shtml
zum SFB 484:
http://www.physik.uni-augsburg.de/sfb484/index.de.shtml
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