Augsburger Physiker entdecken neuartigen Effekt in
Metallen
Die Bewegung von Fußgängern auf einem gefüllten Marktplatz
und von Elektronen in einem Metall führt zu sehr ähnlichem Verhalten:
Um nicht zusammenzustoßen, müssen sich sowohl Menschen wie auch
Elektronen gegenseitig ausweichen. Diese räumliche Beeinflussung der
Bewegung nennt man Korrelation". Im Fall der Bewegung von Elektronen in einem
Metall, bei der Effekte der Quantenphysik eine entscheidende Rolle spielen,
können derartige Korrelationen dramatische Folgen haben. Sie bestimmen
insbesondere die physikalischen Eigenschaften vieler Materialien. Jetzt haben
Physiker des Sonderforschungsbereichs 484 um Prof. Dieter Vollhardt von der
Universität Augsburg einen neuartigen Effekt entdeckt, der durch die
Korrelationen zwischen den Elektronen verursacht wird (siehe: Byczuk et al.,
Nature Physics März 2007; Advance online publication:
http://www.nature.com/nphys/journal/vaop/ncurrent/abs/nphys538.html).
Elektronen sind geladene Teilchen, die gleichzeitig auch Wellencharakter
besitzen. Dieses scheinbar paradoxe Verhalten lässt sich mit der
Quantenmechanik erklären, deren Gesetzen die Elektronen unterliegen.
Für die Elektronen heißt das: Sie haben eine Wellenlänge und
damit eine Frequenz, die von der Wellenlänge abhängt. Diese
Eigenschaft ist auch bei einem Lautsprecher zu beobachten: Je höher ein
Ton, also je höher die Frequenz, um so kürzer die dazugehörige
Wellenlänge, mit der seine Membran schwingt. Die Abhängigkeit der
Frequenz einer Welle von der Wellenlänge bezeichnet man als Dispersion. In
einem korrelierten Material wird die Dispersion der Elektronenwellen durch die
gegenseitige Abstoßung der Elektronen stark beeinflusst.
Den Augsburger Wissenschaftlern ist es nun zusammen mit Kollegen aus Stuttgart,
Göttingen und Ekaterinburg (Russland) gelungen, die Dispersion von
Elektronen in korrelierten Metallen genauer zu verstehen. Sie berechneten, dass
sich die Beziehung zwischen Frequenz und Wellenlänge bei gewissen
Frequenzen abrupt ändern kann. Dieses eigenartige Verhalten
äußert sich als mehr oder minder scharfer Knick in der
Dispersionskurve.
Solche Knicke sind eine Folge der spezifischen räumlichen Korrelationen
zwischen den Elektronen. Das heißt: Bei bestimmten Frequenzen reagieren
die Elektronen nicht mehr so, wie man es eigentlich erwartet hätte.
Wie ausgeprägt ein Knick ist und bei welcher Frequenz er in der Dispersion
auftritt, hängt von der Stärke der Korrelation ab und stellt deshalb
so etwas wie einen charakteristischen Fingerabdruck der Wechselwirkung zwischen
den Elektronen dar. Dieses Ergebnis ist sehr allgemein und ist daher für
praktisch jedes Metall zu erwarten, in dem sich die Elektronen stark korreliert
bewegen. Tatsächlich wurden in den letzten Monaten genau solche Knicke in
der Dispersion zahlreicher Materialien entdeckt - ihr Ursprung war bisher
allerdings völlig rätselhaft.
Die Ergebnisse der Wissenschaftler erlauben es nun, mit Hilfe der Knicke
unerwartete Informationen über das Innenleben" korrelierter Materialien zu
finden. Damit sind diese Knicke ein neuer Schlüssel zum Verständnis
der Eigenschaften von Materialien, wie z.B. Hochtemperatur-Supraleitern und
Metalloxiden die sowohl für die Grundlagenforschung wie auch für
moderne technologische Anwendungen enorm wichtig sind. - Thorsten Naeser
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Bildmaterial zu dieser Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/news196858
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Kontakt und weitere Informationen:
Prof. Dr. Dieter Vollhardt
Sonderforschungsbereich 484
Universität Augsburg
Telefon 0821/598 3700
dieter.vollhardt@physik.uni-augsburg.de
©2000-2024 SFB484, Institut für Physik
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