Physiker der Universität Augsburg ersetzen herkömmliche
Halbleitermaterialien durch Kristalle aus Oxiden
Bauteile in der Mikroelektronik werden immer kleiner und
leistungsfähiger. Herkömmliche, auf gewöhnlichen Halbleitern
basierende Transistoren werden jedoch bald an die Grenzen der Miniaturisierung
stoßen. Wie die Zeitschrift "Science" in ihrer neuesten Ausgabe von
Science Express vorstellt, haben jetzt Physiker des Centers for Electronic
Correlations and Magnetism (EKM), des Sonderforschungsbereichs 484 Kooperative
Phänomene im Festkörper" der Universität Augsburg, sowie der Penn
State University, Pennsylvania (USA) einen neuen Weg zur Verkleinerung von
Transistoren eingeschlagen. Sie haben gezeigt, dass sich besonders schnelle
Transistoren, so genannte High-Electron-Mobility Transistoren (HEMTs), die
normalerweise aus gewöhnlichen Halbleitern wie Silizium oder Galliumarsenid
aufgebaut werden, auch mit Oxiden realisieren lassen. Der große Vorteil
der Oxide gegenüber Halbleitern besteht darin, dass sich die Oxide mit
Materialeigenschaften herstellen lassen, wie zum Beispiel mit einer besonders
hohen Dichte von Elektronen, die man mit Halbleitern nicht erzielen kann. Durch
die Verwendung von Oxiden könnte in Zukunft eine noch stärkere
Miniaturisierung dieser Transistoren möglich werden (Science Express, 24.
August 2006).
Fügt man zwei Schichten aus verschiedenen Oxiden zusammen, so kann sich
zwischen ihnen eine hauchdünne Grenzschicht ausbilden, die aus einer
Elektronengaswolke besteht. In dieser Grenzschicht, die nur zwei Nanometer
dünn ist, befinden sich die Elektronen in einem Quantenzustand, der die
Bewegung senkrecht zu den Schichten blockiert. Dadurch kann dort der Strom nur
parallel zu den Schichten fließen. Die Elektronen bilden also ein
zweidimensionales Elektronengas. Aus diesem Grund sind sie sehr beweglich und
schnell.
Die Augsburger Physiker haben nun eine solche Grenzschicht zwischen den Oxiden
Strontiumtitanat und Lanthanaluminat untersucht. Dazu stellten sie mittels eines
Hochleistungslasers Doppelschichten dieser Oxide her, deren Dicke sie auf
atomarer Skala genau einstellen konnten. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass
sich die Leitfähigkeit des Elektronengases mit der Dicke der oberen
Oxidschicht (Lanthanaluminat) sprunghaft ändert. Nachdem die Forscher eine,
zwei oder drei Kristalllagen aus Lanthanaluminat, aufgebracht hatten, bildete
sich eine hochgradig isolierende Grenzschicht. Eine Kistalllage ist hierbei nur
0,4 Nanometer dick. Beträgt die Dicke der Lanthanaluminat-Schichten aber
vier Kristalllagen oder mehr, wird die Grenzschicht schlagartig leitfähig,
dann allerdings sehr gut.
Wie die Augsburger Forscher vorschlagen, lässt sich dieses sprunghafte
Verhalten hervorragend zum Bau von HEMTs nutzen. Da das Elektronengas in den
Kristallen mit den drei Lagen zwar perfekt isolierend, aber dennoch fast
leitfähig ist, lässt es sich überaus leicht durch eine
elektrische Spannung die senkrecht zur Grenzfläche angelegt wird, in den
leitfähigen Zustand schalten. Damit kann die gesamte Anordnung als
Transistor verwendet werden und so als Verstärker und Schalter von
elektrischen Strömen dienen.
Damit konnten die Augsburger Physiker S. Thiel, G. Hammerl, C. W. Schneider und
J. Mannhart zusammen mit ihrem Kollegen A. Schmehl von der Penn State University
zeigen zeigen, dass High-Electron-Mobility Transistoren nicht nur mit
herkömmlichen Halbleitermaterialien, wie zum Beispiel Galliumarsenid,
funktionieren, sondern auch mit Oxiden. Die Oxid-HEMTs bieten hierbei ganz neue
Perspektiven zur Miniaturisierung, da mehr Elektronen in der Grenzschicht
zwischen den Lagen vorhanden sind und das Schalten in den leitfähigen
Zustand durch einen so genannten Quantenphasenübergang noch verstärkt
wird.
"Mit unseren Versuchen wollen wir neue Perspektiven in der Oxidelektronik
eröffnen", sagt Professor Jochen Mannhart, Inhaber des Lehrstuhls für
Experimentalphysik VI der Universität Augsburg. "Zudem wird es wohl dadurch
vielleicht möglich, Transistoren in der Mikroelektronik noch kleiner und
effizienter als bisher zu bauen." (Thorsten Naeser)
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Siehe auch
http://www.physik.uni-augsburg.de/exp6/publications/publications/publications_e.shtml
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Fotos zu dieser Pressemitteilung in der idw-Ausgabe:
http://idw-online.de/pages/de/news173391
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Kontakt und weitere Informationen:
Prof. Dr. Jochen Mannhart
Lehrstuhl Experimentalphysik VI/EKM
Sonderforschungsbereich 484 (Kooperative Phänomene im Festkörper:
Metall-Isolator-Übergänge und Ordnung mikroskopischer
Freiheitsgrade)
Universität Augsburg
Tel.: +49 (0) 821 598 3651
Fax: +49 (0) 821 598 3652
jochen.mannhart@physik.uni-augsburg.de
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