6/06 - 16. Januar 2006
Von Augsburger Physikern realisiert:
Negative Brechung in ferromagnetischen und
supraleitenden Hybrid-Systemen
Gemeinsam mit polnischen und US-amerikanischen Kollegen ist es
Augsburger Physikern gelungen, negative Brechung in Multilagen von
ferromagnetischen und supraleitenden Dünnfilmen zu realisieren. "Wir sind
zuversichtlich, in einem nächsten Schritt die ferromagnetischen Schichten
durch antiferromagnetische ersetzen zu können, um so auch konkrete
Anwendungsperspektiven zu eröffnen", berichtet Privatdozent Dr. Andrei
Pimenov vom Augsburger Lehrstuhl für Experimentalphysik V/Elektronische
Korrelationen und Magnetismus.
Die Gesetze der klassischen Optik gehören zu den Grundlagen der
fundamentalen Physik. Sie basieren auf Materialien mit positiver Brechzahl, die
seit Jahrhunderten die Konstruktion von Linsen und optischen Geräten sowie
von weiteren fundamentalen Hilfsmitteln für viele Forschungsbereiche
erlauben und insofern von umfassender technologischer Bedeutung sind. 1968 wies
der russische Physiker Veselago darauf hin, dass negative Brechung alle Gesetze
der klassischen Optik umkehren oder zumindest stark modifizieren würde. Bei
negativer Brechung erfolgt die Ausbreitung der Lichtwelle entgegengesetzt zur
Richtung der transportierten Energie. Mit negativer Brechung lässt sich
auch die Auflösungsgrenze optischer Geräte überwinden, ein
Phänomen das mit "Superlensing" beschrieben wird. Theoretisch vor etwa 40
Jahren vorhergesagt, wurde der Effekt negativer Brechung erst vor kurzem in
Metamaterialien und Photonischen Kristallen realisiert.
In erfolgreicher Zusammenarbeit ist es den Augsburger Physikern Andrei Pimenov
und Alois Loidl (Lehrstuhl für Experimentalphysik V/Elektronische
Korrelationen und Magnetismus) nun gelungen, gemeinsam mit Kollegen von der
Polish Academy of Sciences, Warszawa, und von der Northern University of
Illinois negative Brechung in einem weiteren System zu realisieren, und zwar in
Multilagen von ferromagnetischen und supraleitenden Dünnfilmen. In diesen
Hybrid-Materialien sorgen die Multilagen des Hochtemperatursupraleiters YBaCuO
für negative dielektrische Permittivität und die ferromagnetischen
(La:Sr)MnO-Schichten für negative magnetische Permeabilität. Nach
theoretischen Modellen sind dies genau diejenigen Komponenten, die für die
Existenz negativer Brechungsindices notwendig sind.
In den Transmissions-Experimenten der Augsburger Physiker wurde die Existenz
negativer Brechung in externen Magnetfeldern demonstriert. Als interessanter
Nebeneffekt konnte mittels Magnetfeld zwischen positiver und negativer Brechung
geschaltet werden. In den untersuchten Metamaterialien ist negative Brechung
zunächst allerdings auf tiefe Temperaturen und hohe Magnetfelder
beschränkt, für Anwendungszwecke deshalb nicht sehr Erfolg
versprechend. Die Augsburger Physiker sehen aber einen konkreten Ausweg: "In
zukünftigen Experimenten", so Pimenov, "werden wir die ferromagnetischen
Schichten durch antiferromagnetische ersetzen. Damit könnte negative
Brechung bereits ohne externe Felder erreicht werden."
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