In der "Nature"-Ausgabe 434 von heute berichtet eine
Arbeitsgruppe des Lehrstuhls Experimentalphysik V über das neu entwickelte
Material
Magnetische Materialien sind der Menschheit seit der Antike bekannt. Heute
finden Ferromagnete vielfältige Anwendungen in der modernen Technologie -
vom Elektromotor bis zur Computer-Festplatte. Erst vor 80 Jahren wurden
Ferroelektrika entdeckt. Sie verhalten sich in ihren elektrischen Eigenschaften
ganz ähnlich wie Ferromagnete und auch sie haben längst ein breites
Anwendungsgebiet - z. B. in elektronischen Bauelementen oder als schnelle
nichtflüchtige Speicherelemente, die auch ohne Stromzufuhr ihre
gespeicherte Information nicht verlieren. Wie die heutige" Nature"-Ausgabe
berichtet, ist es Augsburger Physikern jetzt gelungen, einen neuen
ferroelektrischen Ferromagneten zu synthetisieren, der beide Eigenschaften in
einem Material kombiniert, und zwar so, dass sich damit ein ganz neues Feld von
Anwendungen in der Optik und in der elektronischen Schaltungstechnik,
insbesondere aber - und von besonderem Interesse - bei der Entwicklung neuer
elektronischer Speichertechniken eröffnet.
Obwohl sie in jüngerer Zeit Gegenstand intensiver Forschung waren, sind
bislang nur sehr wenige ferroelektrische Magnete entdeckt worden, und die
wenigen, die mittlerweile bekannt sind, zeigen mit Blick auf einen
technologischen Einsatz nicht vielversprechende Perspektiven. Anders
verhält es sich bei dem Material, das J. Hemberger, P. Lunkenheimer, R.
Fichtl, H.-A. Krug von Nidda, V. Tsurkan und A. Loidl jetzt in Nature
vorstellen: Gemeinsam mit einem Gastwissenschaftler aus Moldawien haben die
Augsburger Physiker die Verbindung CdCr_2 S_4 untersucht und gefunden, dass
diese Substanz ein ferroelektrischer Ferromagnet ist mit einem
Anwendungspotential , das weit über dem liegt, was alle bisher bekannten
Materialien dieser Art vorweisen können.
"Es ist die in diesem neuen Material extrem starke Kopplung von elektrischen und
magnetischen Eigenschaften - man spricht hier von 'kolossalen
magneto-elektrischen Effekten' -, die uns selbst überrascht hat",
erläutert Prof. Dr. Alois Loidl, an dessen Lehrstuhl für
Experimentalphysik V/Elektronische Korrelationen und Magnetismus die Entdeckung
gelungen ist. Insbesondere diese extrem starke Kopplung sei es, die einerseits
aussichtsreiche Ansatzpunkte für weitere Fortschritte beim Verständnis
von ferroelektrischen Magneten biete und die andererseits zugleich berechtigte
Hoffnung auf neue Anwendungsmöglichkeiten dieser exotischen Materialien
mache.
Exotische Materialien? Die von den Augsburger Physikern synthetisierte
ferroelektrische und -magnetische C d C r_2 S_4-Verbindung ist der Gruppe der
sogenannten Spinell-Kristalle zuzurechnen. Spinelle sind wesentlicher
Bestandteil des Erdmantels, ihre technische Anwendung - z. B. in der
Hochfrequenztechnik - ist weit verbreitet. Allgemeiner bekannt sind Spinelle
allerdings als ungewöhnlich schöne und seltene Edelsteine, die in der
Vergangenheit oft - so etwa im Falle der englischen Kronjuwelen - mit Rubinen
verwechselt wurden.
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J. Hemberger, P. Lunkenheimer, R. Fichtl, H.-A. Krug von Nidda, V. Tsurkan
& A. Loidl: Relaxor ferroelectricity and colossal magnetocapacitive coupling
in ferromagnetic CdCr_2 S_4, in: Nature 434 vom 17. März 2005, S. 364-367,
http://dx.doi.org/10.1038/nature03348
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Kontakt und weitere Informationen:
Prof. Dr. Alois Loidl
Lehrstuhl für Experimentalphysik V/EKM
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon +49(0)821/598-3600
Telefax +49(0)821/598-3649
alois.loidl at physik.uni-augsburg.de
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